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Bericht vom Mädchenschachwochenende in Torgelow

Am vergangenen Wochenende machte sich eine Gruppe „Berliner Gören“ aufs Land. Es ging nach Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern (MVP), wo wir am 22. Torgelower Nachwuchsopen teilnehmen wollten. Außerdem waren mithilfe der Mädchenreferentinnen von MVP und DSJ ein paar Programmpunkte ausgearbeitet worden, sodass das Wochenende Kurzweil versprach. Ob alles so ablief, wie es das Programm versprach, steht im folgenden Bericht.

Hier noch der Link zu den Turnierergebnissen des 22. Torgelower Nachwuchsopens.

» Bilder und ausführlicher Bericht:

Tag 1

Das Wetter war nicht grad das Beste, was dafür sprach, das Wochenende im Turniersaal zu verbringen. Das dachten sich auch 10 Mädels, die am Freitag den Weg in Richtung Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern eingeschlagen haben.
Den Treffpunkt um 16:15 Uhr am Hauptbahnhof konnten die meisten einhalten. So ging es also mit Diana, Marlene, Fea, Mina, Edna, Alexandria, Saskia, Cecilia und Katharina in Richtung Torgelow. Leider war der Zug nach Pasewalk sehr voll, leerte sich aber im Laufe der Fahrt, sodass irgendwann sogar alle einen Sitzplatz hatten. Die 1,5 h Fahrt brachten wir mit Liedern, Witzen und griechischer Mythologie hinter uns. In Pasewalk wartete bereits der Bus auf uns, wie es mit den hiesigen Verkehrsbetrieben abgesprochen war – zumindest die Hinfahrt lief wie am Schnürchen. Nach Ankunft in der Jugendherberge gab es gleich erstmal Abendbrot. Anna D. kam kurze Zeit später auch nach und wir waren damit komplett. Anscheinend war aber das Abendbrot nicht ausreichend, da wir danach gleich auf BSV-Kosten den nächsten Lidl geplündert haben. Den Rest des Abends verbrachten wir mit dem Werwolfspiel. Dabei wurden wir unterstützt von den bereits anwesenden Mädels aus Mecklenburg-Vorpommern (Lucie, Birte, Rabea, Sabina), die von Hannes in Schach gehalten wurden – zumindest versuchte er es. Entgegen der Erwartungen wurden die Mengen an Süßigkeiten nicht mal zur Hälfte aufgebraucht, naja, blieb mehr für den nächsten Tag.
Natürlich gingen die Kleinen etwas früher ins Bett, während die Großen nach jeder Werwolfrunde eine nächste durchsetzen konnten. Da morgen erst um 09:00 Uhr Frühstück ist, konnte es heute aber auch etwas länger dauern.
Das bei Berliner Fahrten verbreitete Mörderspiel wurde ebenfalls initiiert; die Mecklenburger spielten mit und bereits in der ersten Nacht erwischt es Hannes.

 

Tag 2

Trotz Frühstücks um 9 waren die meisten bereits vor 08 Uhr wach. Da konnten sich auch die Betreuer nicht wehren und mussten mit raus. Nach dem Frühstück geht es zum 2 min entfernten Rathaus. Erfreulich, dass wir nicht die einzigen Berliner waren. Auch Eintracht Berlin war mit einer Delegation aus Marzahn und Eberswalde gekommen. Sie waren in aller Frühe hergefahren und am selben sollte es wieder zurück gehen. Damit waren aber immer noch weniger Hauptstädter als Polen anwesend, weil – ebenfalls erfreulich – sehr viele Schachfreunde von jenseits der Grenze den Weg nach Torgelow gefunden hatten, was dem ganzen Turnier ein gewisses internationales Ambiente gab. Für unsere Mädels gestaltet sich die Kommunikation anfangs als schwierig, aber im Laufe des Turnieres lernen sie sich mit Händen und Füßen verständlich zu machen. Zumindest auf Polnisch Remis anbieten können nun fast alle. Das Turnier an sich lief wie üblich mit lauter Aufs und Abs.
Mina erwies sich überraschend als konstante Spielerin und sichert mit Platz 4 unseren Mädels das beste Ergebnis in der u10. Sie gab nur 1,5 Punkte in 7 Spielen ab und wurde bestes Mädchen in der u10. Vor allem ihre letzte Partie konnte sich sehen lassen: in schwerer Zeitnot konnte sie ihre Mitkonkurrentin um den Mädchenpreis mattsetzen. Sowas muss erstmal mit ruhiger Hand durchgezogen werden.
Fea fing stark an, spielte sich sogar bis Brett 1 vor, verlor dann aber zweimal und wurde 2.-bestes u10-Mädchen. Schade, da sie ihre Partien gut gespielt hatte und u.a. gegen den späteren Sieger ranmusste. Platz 7 für Fea.
Diana überraschte sich selbst und Trainerin Mandy Barna und holte mit 3,5 Punkten 50 %. Das kann sich doch sehen lassen und lässt auf weitere gute Ergebnisse hoffen.
Die Punktzahl von Edna spiegelt leider nicht die Leistung in ihren Partien wider. Sie startete mit 0 aus 3 (davon 2 Niederlagen wegen Zeit) und begann dann ihre Aufholjagt. Nach kurzer Unterredung bzgl. Verhalten in Zeitnotphase konnte sie mit ihrer Zeit besser umgehen und holte 3/3. Das 4/4 hatte sie bereits auf dem Brett, da machte ihr leider in sehr guter Stellung (T und L mehr) erneut die Zeit einen Strich durch die Rechnung. 2 Punkte mehr wären sicher verdient gewesen, Trainerin und Mama Christine darf stolz auf die Leistung ihrer Großen sein.
Marlene spielte ihr erstes „richtiges“ Schachturnier und holt aus dem Stand 2,5 Punkte. Dabei machte sie in vielen Partien eine gute Figur. Die Bezeichnung Anfänger ist hier definitiv nicht mehr angebracht.
Erwähnt werden soll hier noch der 2. Platz von Jannis Schulz vom SC Eintracht Berlin. In den ersten Partien machte er mit seinen Gegnern noch mühelos kurzen Prozess, genauso wie der spätere Turniersieger aus Polen, der u.a. gegen Fea gewann. Schließlich kam es zum unvermeidlichen Showdown der beiden Ungeschlagenen. Aus der Eröffnung heraus kam Jannis mit einem Mehrbauern, den er lange verwalten konnte. Die Partie war auf beiden Seiten gut gespielt, doch dann riß die Konzentration bei Jannis und seine Stellung fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Schade, das war die Vorentscheidung. Die weiteren Gegner räumte Jannis sicher, aber nicht einfach, aus dem Weg und holte sich mehr als verdient mit einer hervorragenden Turniergesamtleistung den 2. Platz in der u10. Als Preis holt er sich übrigens einen Fußball, den er der Schachjugend in Berlin spendet und der auf den nächsten Jugendturnieren für die Freizeitgestaltung zum Einsatz kommen wird.
In der u14 ging es turbulent zu. Nachdem Anna gegen den an 1 gesetzten Florian Schmekel aus Torgelow nach langer, zäher Partie gewinnen konnte, verlor sie beide Partien darauf unglücklich. Am Ende wurde sie aber noch Gesamtvierte und bestes Mädchen der u12.
Katharina schaffte es in den letzten Runden an Anna vorbeizuziehen. Trainer Felix war mit ihren Partien zufrieden. Sie landete auf Gesamtrang 3 und wurde zum Sieger in der AK u12 erklärt.
Interessanterweise schafften es in der u14 drei Mädchen unseres Mädchenwochenendes unter die ersten 4 Plätze, um an dieser Stelle mal mit den gängigen Vorurteilen (z.B. Mädchen können schlechter Schach als Jungen) aufzuräumen.
Alexandria hielt sich leider nicht immer an die Anweisungen ihres Trainers v.a. bzgl. der Eröffnungsbehandlung – was sich aber an manchen Stellen nicht als Nachteil erwies. Ihre Partien spielte sie sehr konzentriert und wurde mit 4/7 auch mit Erfolg belohnt. Das Endspieltraining der letzten Wochen hatte dabei einen gewissen Einfluss.
Cecilia schaffte nach schwachem Start einen schönen Abschluss. Sie kämpfte sich ran und erreicht ebenfalls 4 Punkte. Anscheinend mussten sich viele Berlinerinnen erstmal warmspielen.
Saskia war etwas freundlicher zu ihren Gegnerinnen. Wie Cecilia und Alex verlor sie nur drei Partien, spielte aber auch zweimal remis. Drei Punkte waren für Saskia, die etwas weniger Turniererfahrung als die anderen Routinierinnen mitbringt, aber voll in Ordnung.
Insgesamt war es ein sehr schönes Turnier. Die anwesenden Trainer Mandy, Felix und ich waren mit den Partien ihrer Schützlinge zufrieden. Die Ausrichter vom SV Torgelow, allen voran Norbert Bauern und Robert Zentgraf hatten alles gut im Griff. Auch für eine Mittagsverpflegung war gesorgt.
Nach dem Turnier verabschiedeten wir uns von den Eintrachtern, die schon wieder den Weg nach Hause antreten mussten, und gingen zur Jugendherberge zurück. Beim Abendessen konnte Sabina ihren mörderischen Plan vollenden und gewann die erste Runde des Mörderspiels. Die zweite Runde wurde kurze Zeit später ausgelost. Diesmal durften die „Kleinen“ auch mitmachen. Das erste Opfer war kurz nach der Auslosung Cecilia.
Der Abend wurde mit DvD (auf Wunsch der Kleinen: Rapunzel – Neu verföhnt), Fernsehen (Asterix – Sieg über Rom), Tabu, Werwolf und diversen Theorien über das Mörderspiel verbracht. Dabei wurden die erneut beschafften Süßigkeitenmassen vernichtet.
Bis spät in die Nacht spielen die „Großen“ mit den MVPlerinnen Werwolf. Dabei kam es zu einem Massaker durch den Mörder des Mörderspiels, der hier seine Erzählerrolle ausnutzt und ein Opfer nach dem anderen dahinmeuchelt :-). Gute Taktik.

 

Tag 3

Sonntagmorgen ging es um 08 Uhr zum Frühstück. Dabei erfolgte die finale Auswertung des Mörderspiels. Lucie war die Mörderin und hatte sich mit dem Amoklauf am vergangenen Abend wohl etwas übernommen. Dadurch wurde ihr kurzerhand der Prozess gemacht und diesmal konnten die verbleibenden Mörderjägererinnen gewinnen.
Nach dem Sachenpacken fuhren wir zum Spiellokal von SAV Torgelow. Dort spielten wir den Vergleichswettkampf gegen die Mecklenburg-Vorpommernauswahl aus. MVP konnte nur 9 Bretter besetzen, sodass Marlene gegen die Mädchenbeauftragte des Landesverbandes antreten durfte. Allerdings floß dieses Ergebnis nicht in die Endwertung mit ein. An allen Brettern wurde nun eine Partie mit der Bedenkzeit 90 min plus 30 sek pro Zug gespielt (Notationspflicht, keine DWZ-Auswertung). Dabei kam Berlin ordentlich unter die Räder. Am Ende notierten wir folgendes Ergebnis:

Brett 1: Sabina Klinge (1446) 0 : 1 (1359) Katharina Du

Brett 2: Lucie Sadewasser (1316) 0,5 : 0,5 (1547) Anna Denkert

Brett 3: Rabea Schumann (1373) 1 : 0 (1000) Alexandria Arnold

Brett 4: Birte Kummer (1165) 1 : 0 (940) Cecilia Lange

Brett 5: Cindy Zoll (1036) 1 : 0 (806) Fea Luise Schirmacher

Brett 6: Lea Maßloch (979) 1 : 0 (772) Saskia Suhr

Brett 7: Luisa Kempfert (764) 0 : 1 (768) Edna Marlene Fricke

Brett 8: Pia-Milena Jörs (1003) 1 : 0 (759) Mina Granzin

Brett 9: Charlotte Eulitz (958) 1 : 0 Diana Dukart

Brett 10: Ulrike Schöbel (1587) 1 : 0 Marlene Götze

Also eine 2,5-6,5-Klatsche aus unserer Sicht, aber wir waren ja auch an fast allen Brettern nach DWZ unterlegen. Die Partien bekommen die Trainer demnächst zugeschickt.
Nach der Partie wurde gekocht: Pizza und Spaghetti. Für alle Kinder war reichlich da, manche Betreuer mussten hingegen um ihr Essen bangen :-).
Die nächsten Stunden verbrachten wir mit einem Teil der MVPlerinnen in der Turnhalle. Es ging los mit Brennball (eine Art Baseball), das das Team Anna nach Sätzen mit 1:0, 0,5:0,5 und 0,5:0,5 knapp gewinnen konnte. Es folgte Fußball, wo wir uns nach längerem, schwerem Gefecht beim Stand von 4:3 für das Olaf-Team auf Unentschieden einigten (wobei Anna M. aber unfairerweise für das Felix-Team schummelte). Danach spielten wir noch Völkerball mit Strohpuppe, was auf einer Ringermatte noch mehr Spaß macht, weil man sich ordentlich Fallen lassen kann. Hier gewann beide Spiele die Mannschaft von Katharina.
Nun ging es langsam nach Hause. Noch ein kurzes Abschiedsfoto und eine kleine „Fietbäck“-Runde und dann fuhren wir zurück zur Jugendherberge, wo unsere Koffer standen. Es ging zügig zur Bushaltestelle, wo wir rechtzeitig eintrafen – nur leider kam der Bus nicht… Da steht man dann also an einem kalten, nassen Novembersonntagabend mitten in Torgelow und muss gucken, wie man nach Hause kommt. Wir nahmen also erneut die Sachen und gingen zum Bahnhof von Torgelow. Gottseidank kannte sich Anna M. in ihrer Heimatstadt bestens aus. Wir bekamen auch gleich einen günstigen Zug nach Pasewalk, hatten dort dennoch den ursprünglich geplanten Zug nach Berlin verpasst. Das hieß nun 1,25 h warten. Allerdings gab es dort einen beheizten Bahnhofsimbiß, wo wir etwas warmes Essen konnten. Die Mädels sorgten währenddessen selbst für gute Laune. Schließlich hatten wir keine Werwolf-Karten dabei, sodass zunächst eine Methode gefunden werden musste, das Spiel ohne Karten zu spielen. Das gelang relativ zügig und den Rest der Fahrt (Wartezeit plus Zugfahrt) wurde ausgiebig gewerwolft, wobei es Amor relativ häufig auf Fea und Alex abgesehen hatte. Mit 2h-Verspätung kamen wir in Berlin an. Die Kinder machten einen leicht müden, aber glücklichen Eindruck.

Wir bedanken uns bei den Torgelowern für Ihre Gastfreundschaft. Das Turnier und das „Große ganze Drumherum“ haben sehr zum Gelingen des Wochenendes beigetragen. Wir wollen im nächsten Jahr wiederkommen, dann hoffentlich mit mehr Berlinerinnen und mehr MVPlerinnen.