Dieses Wochenende war es erneut so weit. Nach unseren guten Erfahrungen aus dem letzten Jahr, ging es dieses Wochenende wieder nach Torgelow. Mit von der Partie waren erneut 9 Mädchen aus dem Berliner Schachverband, die ein Wochenende gemeinsam beim Schachturnier in Mecklenburg-Vorpommern verbringen wollten.
Tag 1
Rechtzeitig um 16:15 Uhr fanden sich alle am Treffpunkt ein. Die Bahn kam pünktlich, aber da Heimreiseverkehr war, konnten wir die Hinfahrt in vollen Zügen genießen. Ab Angermünde hatten wir dann aber alle einen Sitzplatz – und konnten in Ruhe Werwolf spielen. Am Bahnhof wartete gleich der Bus und brachte uns direkt zur Jugendherberge. Dort ging es zunächst ans Bettenbeziehen, es gab Abendbrot und wir schauten noch schnell im Lidl um die Ecke vorbei (jeder nur eine Süßigkeit!).
Die Jugendherberge haben wir noch für uns alleine (Wechsel ins Präsens, da in der Gegenwart geschrieben), was wir fleißig ausnutzen und uns im Gemeinschaftsraum breit machen. Inzwischen spielen wir – natürlich – Werwolf mit all den erdenklichen Sonderregeln, die es so geben kann. Den Geist find ich ganz interessant.
Tag 2
Der zweite Tag begann angenehm mit dem Geruch von warmen Brötchen im Essenraum und einem folgenden sehr leckeren Frühstück. Der Spielsaal ist nicht weit weg von unserer Unterkunft und sodass wir pünktlich registriert waren. Vor Beginn des Turniers ging ich mit einigen Mädels noch ein paar Eröffnungen durch und wir übten mit Edna Blitzschach, damit sie schonmal warm für die Zeitnot war.
Das Turnier begann mit der üblichen Begrüßung durch den Bürgermeister, der den Hinweis gab, dass heute Hansa Rostock gegen Greif Torgelow im MVP-Pokal spielt, es also ein sportliches hochinteressantes Wochenende in Torgelow zu erleben gab. Sodann lief die erste Runde. Da auch viele polnische Spieler im Turnier vertreten waren, wurden sämtliche Ansagen ins Polnische übersetzt. Für uns der Sprache Unkundige blieb da zuweilen nur die Kommunikation mit Händen und Füßen. Hier die Einzelauswertungen:
WK I (u10)
Edna begann stark mit 2 aus 2 und spielte in Runde 3 am ersten Brett gegen den später Drittplatzierten. Sie stand auch besser, da der Gegner in ihrer Eröffnung einen Fehler machte, nur leider war dann noch zu wenig Routine im Spiel um die Mehrleichte zu verwalten. Nach einer weiteren Niederlage nach der Mittagspause kamen dann aber nur noch Siege dazu. Die letzte Runde war ganz spannend. Die vier führenden Mädchen hatten alle 4 Punkte, zwei davon waren Edna und Fea. Edna konnte wie Charlotte Eulitz (SG Güstrow/Teterow) gewinnen und so musste die Buchholz um den Mädchenpokal entscheiden. Hier zog Edna leider den Kürzeren, konnte sich aber immerhin über den 2. Mädchenplatz und Gesamtrang 6 von 60 freuen. Außerdem konnten wir etwas Eröffnung pauken (es kam Max-Lange hinzu). Mit dem Italiener hat’s geklappt, mit dem Erlkönig kriegen wir das vielleicht morgen noch hin :-). Und sie stellte nicht einmal in Zeitnot was weg, hatte meistens gar mehr Zeit als ihre Gegner.
Fea musste nach ihrem Sieg in Runde 1 gleich in der zweiten Runde gegen einen der starken Polen ran. Es folgten weitere gute Siege, aber erneut sollte sich Brett 3 in Runde 6 als Unglücksbrett erweisen. In der spannenden letzten Runde fehlte ihr dann leider das nötige Quäntchen Glück, am Ende hieß es Platz 18.
Lucca war als einzige AGlerin von uns in dieser Altersklasse unterwegs und hatte es wie erwartet schwer. Dennoch nahm sie die Niederlagen gelassen hin, zumal sie in den letzten Partien besser spielte als am Anfang. Prompt gab es auch ein Remis in Runde 7, gegen einen Gegner mit immerhin 1,5 Punkten.
WK II (u14)
Hier konnten unsere Mädels etwas mehr abräumen.
Allen voran ging Anna, die immerhin unter den 1800ern mitmischen konnte. In Runde 3 gab es einen kleinen Patzer, ansonsten liefen die Partien wie erwartet. Das Endergebnis ist entsprechend bestes Mädchen der u14-Wertung und Gesamtrang 6 (von 43).
Platz 3 in der Mädchenwertung ging an Alexandria, die mit Weiß eine neue Eröffnung mit Erfolg ausprobieren konnte. Das lief leider häufig nicht im Sinne des Trainers, aber das lag ja nur daran, dass die Gegner nicht das gespielt haben, was sie hätten spielen sollen. Dafür standen sie dann halt schlechter. In der ersten Runde gegen Saskia stand sie bereits ohne Dame da, konnte das aber noch „irgendwie“ gewinnen (danach gabs für beide ne Endspiellektion). Als Ärgernis erwiesen sich die beiden Emporianerinnen, die Alex alle beiden Niederlagen zufügten. Aber was will man gegen Verbandspaarungen machen? Schlussendlich hat Alex aber einen Pokal, ein bisschen Endspielwissen und ne neugeübte Eröffnung mehr im Gepäck. Was will man mehr?
Einen Platz hinter Alex landete an 12 Johanna. Ihr gefielen die geschätzten und ungeschätzten 1100er und 1200er, die sie reihenweise besiegte. Bei eigener DWZ von 1000 kann sich die Quote sehen lassen und das Turnier als Erfolg bewertet werden, auch wenn es zum Pokal nicht gereicht hat.
Saskia schrammte knapp an der 50%-Marke vorbei. Auch hier gab es zwischendrin Updates in der Eröffnungs- und Endspielbehandlung („Es geht doch nichts über einen aktiven König.“). Leider fehlte ihr an den richtigen Stellen noch die nötige Routine. Allerdings waren super Ansätze zu sehen und mit ein bisschen Training ist da in naher Zukunft ein großer DWZ-Sprung drin. Ihre Partien waren ruhig gespielt, durchdacht und nie hektisch, nur der Abschluss zum Tor hat meistens noch gefehlt. Bei Ihr reicht es trotzdem verdientermaßen zum Pokal für Platz 1 in der AK u12 weiblich.
Mara hat Schach nur als Unterrichtsfach in der Käthe-Kollwitz-Oberschule, spielt aber trotzdem fleißig Turniere mit. Leider erwiesen sich die Gegner hier zumeist als zu schwer, sind ja alle in Schach-AG und/oder Vereinen unterwegs. Dennoch gelang ihr ein Achtungsremis in Runde 7.
Selbiges gilt für Maja, die noch weniger Turnierroutine hat. Trotzdem biß sie sich tapfer durch die Runden und auch in ihren Partien kann man Fortschritt erkennen, wenn man Runde 1 mit 7 vergleicht. Sie hat Lehrgeld bezahlt, was sich aber gelohnt hat.
Hier die » Homepage des Turniers mit allen Ranglisten, Ergebnissen etc.
Ein paar ausgewählte Fotos von Torgelows Homepage:
» Bei der Anmeldung
» Lucca legt los
» Fea denkt sich warm
» Edna ohne Probleme in Runde 1
» Sitzen alle Emporianer so da?
» …und nun kann man fast Annas ganze Stellung rekonstruieren
» Lucca braucht Süßes
» Woher wusste der JA bereits im Frühjahr, dass schwarz-rot im Herbst in aller Munde sein wird?
» Mit der Länge des Turnier wurden auch die Partien anstrengender
» Letzte Runde, wer gewinnt die Mädchenwertung u10? Fea oder Charlotte…
» …oder vielleicht Edna?
» Schade Sassi, die letzte Partie war gewonnen, das Opfer auf h6 hatten wir kurz davor besprochen.
» Aha, der Unterschied Borussia – Empor? Wir nehmen den rechten Arm.
» Edna wird 2. in der u10w
» Anna wird 1. in der u14w, Alex 3.
» Sassi wird 1. in der u12w
» Berliner Gruppenfoto
Die Berliner Fotos folgen.
Insgesamt haben unsere Mädels zwei 1., einen 2. und einen 3. Platz geholt. Die Ausbeute ist recht hoch, wir können zufrieden sein. Für viele war das Turnier auch als Training gedacht, um Eröffnungen zu üben usw. Spaß hat es auf jeden Fall gemacht, die Mittagsverpflegung war gut und reichhaltig, die Organisation ohne Beanstandung. Das Turnier selbst hat mit 123 einen neuen Teilnehmerrekord aufgestellt (ob ich an dieser Stelle die Teilnehmerzahlen des letzten Jugendherbstopens erwähnen sollte :-)). Wir danken den Ausrichtern vom SAV Torgelow für die gute Organisation und die Möglichkeit für unsere Kinder auch mal gegen ausländische Schachspieler zu spielen.
Nach dem Turnier ging es zurück: Abendbrot, Lidl, Freizeitraum. Die älteren Mädels haben sich für DvD-Abend entschieden, die jüngeren für Billard. Außerdem hat das „Mörder“-Spiel angefangen. In Runde 1 scheiterte Johanna an Lucca und Maja, die sie kurz vor knapp noch entlarven konnten. Es läuft Runde 2, nun über Nacht. Edna hat es bereits erwischt, mal gucken, wer beim Frühstück noch lebt.
Tag 3
Wie gestern wurde ich sanft von Kindergeschrei aus dem Schlaf geholt. Das Frühstück war wieder lecker und wir konnten die zweite Runde „Mörder“ auflösen. Mara konnte nur Edna erwischen, alle anderen waren zu vorsichtig und die Indizien erdrückend. Runde 3 wurde gleich ausgelost und 5 min später erwischte es Alex im Zimmer (Sassi wurde aber nach dem Vergleichswettkampf entlarvt).
Die Sachen waren schnell gepackt, die Betten zügig abgezogen und die Zimmer fix geräumt, sodass Norbert Bauer und ein paar Eltern uns samt Gepäck zu den Räumen vom SAV Torgelow fahren konnten. Es stand der Vergleichswettkampf an, in dem wir unsere Niederlage vom letzten Jahr gut machen wollten. Dies waren die Paarungen:
Mecklenburg-Vorpommern – Berlin
Brett 1: Charlotte Eulitz (SG Güstrow/Teterow, 1033) 0 – 1 Anna Denkert (SV Empor Berlin, 1514)
Brett 2: Pia-Milena Jörs (SG Güstrow/Teterow, 1077) 0 – 1 Alexandria Arnold (SC Borussia 1920 Friedrichsfelde, 1210)
Brett 3: Lea Maßloch (SAV Torgelow-Drögeheide 90, 983) 1 – 0 Saskia Suhr (Sfr. Nord-Ost Berlin, 739)
Brett 4: Merle Naujok (SV Blau-Weiß Grevesmühlen, 764) 1 – 0 Johanna Alcer (SV Empor Berlin, 1000)
Brett 5: Amy Breß (Haff-GS Ueckermünde) 0 – 1 Edna Fricke (Schachunion Berlin, 732)
Brett 6: Alica Reinke (SG Güstrow/Teterow) 0 – 1 Fea Schirmacher (SV Empor Berlin, 774)
Brett 7: Weronika Schrammek (Haff-GS Ueckermünde) 0 – 1 Lucca Kirchhoff (Hausburgschule)
Brett 8: Maja Müller (Schule am Faulen See) 1 – 0 Mara Lambert (Käthe-Kollwitz-Oberschule)
Leider war MVP nur mit 7 Mädels da, sodass Maja kurzerhand hauptwohnsitzlich nach Vogelsang-Warsin umgemeldet wurde und für MVP spielte. Da sie gewann, konnten sie aber anwesende Berliner Talentscouts wieder nach Berlin zurücklotsen :-). Sassi wollte freiwillig gegen Lea Maßlocher spielen, gegen die sie letztes Jahr an gleicher Stelle bereits verloren hatte. Diesmal hatte es auch nicht geklappt, aber es fehlte nicht mehr viel.
Also ein 5:3- Sieg, der auch höher hätte ausfallen können. Damit steht es in der ewigen Vergleichskampfliste unentschieden und wir warten auf das nächste Treffen.
Nach Analyse der Partien (ja, was lernen mussten die Mädels dabei auch noch), spielten wir „Schachbrettüberqueren“ (ein besserer Name fällt mir nicht ein): Es ging darum, auf einem 2 m x 2 m – Brett eine vom Schiedsrichter vorgegebene Route von Grundreihe zu Grundreihe abzulaufen. Der Spieler darf sich nur wie ein König bewegen, kann aber nicht rückwärts. Das Feld, auf das man als nächstes geht, muss erraten werden. Wer daneben rät, bekommt einen Minuspunkt und muss die bisherige Strecke fehlerfrei zum Ausgangsfeld zurückgehen (sonst gibt es 2 Minuspunkte), damit der nächste Spieler aus der Mannschaft das nächste Feld erraten kann. Es gewinnt die Mannschaft mit den wenigsten Minuspunkten. Natürlich traten erneut Berlin und MVP gegeneinander an. Beide hatten Routen mit 11 Feldern. Berlin fing an. Wir kamen gut durch, leisteten uns aber beim Zurückgehen nach dem Falschraten zu häufige Fehler, was Doppelminuspunkte einbrachte. Dafür kamen wir mit unseren 9 Mädels am Ende gut durch (denn jedes Mannschaftsmitglied muss die vollständig erratene Strecke ablaufen). Uns folgte MVP, die mit 4 fehlerfreien Feldern in Folge einen Traumstart erwischten, dann aber an einem fiesen Haken ins Stocken kamen und Minuspunkte sammelten. Auch erweisen sich die Mädels als etwas langsamer. Am Ende hatten beide Mannschaften 23 Minuspunkte gesammelt, dafür was Berlin mit knapp 13 min im Vergleich zu über 20 min von MVP deutlich schneller. Auch hier ein Sieg für die Hauptstadt und eine schöne Spielanregung mehr, die man ja auch im Nichtschachbereich spielen kann.
Nun gab es Mittag: Gulaschsuppe, Brötchen, Boulette, Pudding, ja, wir wurden gut versorgt und satt. Danach ging es Richtung Bahnhof Pasewalk, erneut fuhren uns die Torgelower Organisatoren Norbert und Adju (Robert). Die Bahn war wunderbar pünktlich und leer; wir bekamen jeder einen Sitz im unteren Teil und vertrieben uns die Fahrt – natürlich und zur Belustigung der anderen Reisenden – mit Werwolf. Was auch sonst. Man schafft übrigens zwischen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof eine Werwolfrunde, wenn es günstig läuft und alle diszipliniert dabei sind.
Zuerst verließ uns Sassi, die bereits Bernau raus wollte, was günstiger an Zuhause lag. Am Hauptbahnhof verließen und dann auch alle anderen guten Mädels. Leider erwartete mich dort auch die Nachricht, dass meine 3. Mannschaft in der BMM verloren hatte. Da fehlten wohl zwei starke Spieler… Außerdem verlor ich meine Wette gegen Edna, die tatsächlich in England 40 km entlang des Hadrianswalls Fahrrad gefahren ist. Und wir haben vergessen den Erlkönig zu lernen.
Das war also die zweite Fahrt nach Torgelow. Wir waren ein Mädchen weniger als letztes Jahr, was aber der Stimmung keinen Abbruch getan hat. Mehr Mädels wären natürlich schöner gewesen, aber so blieb von den Süßigkeiten mehr für alle. Ich danke noch Norbert Bauer vom SAV Torgelow, dass er sich v.a. Sonntag so rührend um uns gekümmert hat.
Nun kann ich nur noch hoffen, dass der Ausflug allen Mädels gefallen hat und dass wir beim nächsten Mal die Teilnehmerzahlen vom Girlsday erreichen.