Die Überschrift „Mein Wochenende für den BSV“ fand ich passender, aber weniger interessant. Hier also der (ursprünglich stand hier mal „kurze“) Bericht meines Wochenendes mit mehr oder weniger spannenden Details aus Gießen, damit auch meine mitlesende Mama weiß, was ich das Wochenende über getrieben habe 🙂
Freitag, 15:15 Uhr. Die 8. Stunde ist vorbei. Ich baue schnell die Experimente zusammen und verlasse kurz darauf das Lehrerzimmer mit einem Drucker unter dem Arm fluchtartig (mit dem BSV-Drucker, kann man keine Urkunden drucken). Am Treffpunkt mit den Mädels komme ich 15 min zu spät an und entsprechend grade pünktlich zur BJEMw nach Oberschöneweide. Es ist gemütlich dort, weil Vereinsabend. Vielen Dank für die Ausrichtung an dieser Stelle, v.a. an Jörg Lorenz. Wir bekommen den Extraraum mit Blick auf die Spree. Ich organisiere mich und mit 10 bis 15 min Verspätung fängt die BJEMw in den AK u12 und u14 an. In der u16 und u18 gibt es leider nur eine Anmeldung, die u10 spielt Samstag. Dann kommen schlechte Nachrichten aus Prenzlberg: Zugzwang bekommt für das erste BJMM-Wochenende den Raum nicht. Mist, ich muss eine Alternative suchen. Gibt es kurzfristig einen Spielort für 120 Spieler? Mal schauen, hoffentlich fällt mir was am Wochenende ein.
In der ersten Runde machen zumindest meine Mädels nichts spektakuläres und ich fahre voller Spannung nach Hause und bin traurig, nicht dabei sein und mitfiebern zu können. Noch schnell eine kurze/lange Einweisung per Handy an Micha, der mich das Wochenende als Schiedsrichter vertritt. Gegen halb zehn bin ich zu Hause und krame noch schnell alles für Samstag zusammen.
Samstag, 04:00 Uhr: Morgens! Der Wecker klingelt und ohne Frühstück schaffe ich es mich irgendwie zu koordinieren und die Straßenbahnhaltestelle zu finden. Gottseidank fährt die M10 in 30 min direkt bis zum Hauptbahnhof. Ich bin 40 min zu früh und verbringe die Zeit im Buchladen (macht um 5 auf), zum Ausgleich kommt Sassi 10 min zu spät, aber grade noch rechtzeitig, damit wir den ICE nach Kassel kriegen. Im Zug gehört meine Aufmerksamkeit ganz und gar meinem mitgeführten Milkakissen. Umstieg in Kassel gegen 08:00 Uhr. Erinnerungen an Willingen werden wach. Regionalzug nach Korbach…, hach ja, bald ist es endlich wieder soweit. Die 15 min Umstiegszeit reichen für ein Frühstück. Auch Sassi ist inzwischen wach und wir lästern über Architektur und Bahnsteigbreite vom Kassel-Wilhelmshöhe. Erinnerungen an die DEM 2015 kommen auf: Sassi im Zug nach Hamburg statt Berlin, inzwischen können wir drüber lachen. Mir fallen die anstehenden Partien der BJEMw ein und ich hoffe, dass die Eröffnungen wie besprochen laufen.
Im Zug nach Gießen werde ich endgültig wach. Hessen sieht aus dem Fenster ganz nett aus. Der Gießener Bahnhof ist irgendwie komisch und verwirrt mich und ich gehe nur nach Gefühl zum Hotel, obwohl ich mir am Tag vorher extra den Weg angeschaut habe. Sassis Google-Maps-Wisch-Wisch-Handy bringt nicht viel. Aber wir finden das Hotel doch. Sassi gebe ich bei der Sitzung der Jugendsprecher ab und beziehe mein Zimmer. Ich teile mein Zimmer mit dem Vertreter von Sachsen-Anhalt, Sassi mit der Mädchenreferentin von Niedersachsen. Um 11 Uhr geht die Sitzung los. Falco Nogatz twittert parallel (für alle, die was genauer nachlesen wollen). Als erstes stellt sich die Hessische Schachjugend vor. Simon Martin Claus sagt: 7 der 10 Vorstandsmitglieder sind heut anwesend. Mir kommen die Tränen: Im Berliner JA sind inkl. Jugendwart und Jugendsprecher grade mal 6 Personen – da muss ich die Hessen mal fragen, wie sie das mit dem Personal hinkriegen. Wir haben da übrigens zwei freie Referentenposten…
Die ersten TOPs gehen wie gewohnt schnell über die Bühne. Jacob Roggon leitet die Versammlung, damit wird es wieder souverän, koordiniert und fair. Danke dafür. Berlin bekommt seine 8 Stimmen. Sachsen fehlt wie so oft, Bremen und Hamburg leider auch. Auch Sachsen-Anhalt ist nur einfach und ergo mit halber Stimmenzahl vor Ort. Der Norden dünnt aus. Teil I geht schnell vorbei. Teil II braucht wie immer lang. Jörg Schulz legt mit dem für uns interessantestem Thema los: Details zur DEM 2017: Nichts großartig Neues, v.a. keine Preiserhöhung. Das klingt doch schonmal gut. Weitere Projekte der DSJ werden vorgestellt. Details gibt es bald im Protokoll oder bei Bedarf bei mir. Zeit fürs Mittagessen. Währenddessen kommen die nächsten Berliner: Florent Mayer samt Sohnemann Maxime Bédé ist eingetroffen, weil er den FairPlay-Preis erhält. Nach dem Mittag geht es weiter mit dem Themenschwerpunkt: gesellschaftliche Verantwortung.
Parallel stehe ich via Handy, SMS und WhatsApp mit Oberschöneweide in Kontakt. Die Ergebnisse kommen aber nur stückchenweise und unvollständig an. Mama Klühs versorgt mich mit dem Stand aus der u12, Papa Arnold mit Infos von der u10. Aber meine u14-Mädels schreiben nur sporadisch. Ist das spannend: Ausgeglichen, Bauer mehr, Gewinnstellung, doch Remis, neuer Tabellenstand. Es geht rauf und runter. Nach 3 Runden sieht noch alles irgendwie gut aus, mal schauen, was Sonntag bringt. Noch schnell ein paar Ideen zur Eröffnung, aber am Ende holt man die Punkte durch Schach spielen.
18:30 Uhr: Teil I und II der Versammlung sind vorbei. Die mathematische Stadtführung durch Gießen ist interessant, man lernt sogar ein bisschen was neues. Danke an Hessen für diese schöne Idee –> In Gießen gibt es das Mathematikum: ein mathematisches Mitmachmuseum, sogar Mathemuffel haben dort ihren Spaß.
Zum Abend kehren wir in einem netten Wirtshaus ein. Am Tisch sitzen alte und neue Gesichter aus den befreundeten Landesverbänden Brandenburg, MVP, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden. Der Abend wird kurzweilig und angenehm, auch wenn Sassi und mir langsam das frühe Weckerklingeln zu schaffen macht. Ich bestelle traditionell etwas regionales: Bellschuh mit Brot. In Berlin hätte ich gesagt: Boulette mit Stulle, denn nichts anderes ist es – aber ganz gut. Es entbrennt eine Diskussion, ob Frikadellen Fische sind oder nicht. Noch ein Nachtisch und dann ab ins Bett, wir sind beide fertig. Die meisten anderen Landesvertreter sind bereits seit Freitagabend da. Doch in Berlin sparen wir diese Übernachtung immer ein und stehen halt früher auf am Samstag. Was tut man nicht alles für den Etat.
Sonntag, 08:00 Uhr: Der Wecker sagt, dass es Zeit wird fürs Frühstück. Ich finde sogar zwei normale Bröttchen ohne komische Körner und Sassi probiert sich durch Buffet. Ich verstehe nicht, wie man morgens Ei essen kann. Scheint aber verbreitet zu sein.
Um 09:00 geht es mit der Versammlung weiter. Teil III, der spannenste. Der Vorstand wird wie erwartet durchgewunken. Die Meisten machen weiter – gottseidank muss man sagen, denn bei aller (seltener werdenden) Kritik aus Berlin machen sie ja gute Arbeit. Nur Carsten Karthaus hört auf und wird verdientermaßen geehrt, ein Nachfolger scheint in Aussicht. Die Mädchenreferentin wechselt ebenfalls: Melanie Lubbe –> Hanna Marie Klek, beide in Abwesenheit. Die DSJ hat nun auch wieder einen Schulschachreferenten – nach einem Jahr Sedisvakanz. Und endlich: TOP 11. Die Anträge.
Die ersten werden durchgewunken. Formalia. Achtung für Berlin: Die DVM u12 spielt nun mit derselben Bedenkzeit wie die älteren AK, also Fisher kurz (90/40 + 30 + 30) – sehr schön. Und: Nachmeldungen zur DVM (also Meldungen von Spielern nach Meldeschluss) sind in Zukunft ausnahmsweise möglich –> betrifft v.a. die u10. Was der AK Spielbetrieb schon vorher beschlossen hatte: Es gibt in der DVM u10 zukünftig keine Vereinspaarungen mehr in Runde 1.
Dann der Berliner Antrag zur Zweitwertung bei DVMs und DLM. Er wird mit dem anhaltinischen Antrag zusammen behandelt: Berlin will Buchholz, Sachsen-Anhalt Sonneborn-Berger. Florian Heyder (der Vertreter unserer Freunde aus der Mitte Deutschlands) und ich haben uns bereits vorher abgesprochen. Wie praktisch, dass wir zusammen untergebracht waren. Im Laufe der Diskussion wird klar, dass SoBe vom Plenum bevorzugt wird. Beim Abstimmungsverfahren wird es fahrig. Bevor wir uns gegenseitig die Stimmen wegnehmen, ziehe ich unseren Antrag zurück. Die Abstimmung ist Jacob Roggon ist zu unsicher zum Zählen, sodass die Landesverbände einzeln aufgerufen werden. Spannend ist das schon. Am Ende gewinnt der Antrag deutlich mit über 2/3 der Stimmen.
Nun die beiden Hessischen Anträge. Ok, der zur WK HR ist für uns weniger von Interesse. Aber der zur Abschaffung der FairPlay-Wertung führt zu langen Diskussionen. Geheime Abstimmung. Ich lasse Sassi die Stimmzettel ausfüllen, soll man ja lesen können. Am Ende wird er mit 2/3 abgelehnt. War das aufregend. Mal schauen, wie es nach diesen Diskussionen dieses Jahr auf der DEM laufen wird.
Und weiterhin kommen die Zwischenberichte aus der Nixenstraße. Bini in der letzten Runde gegen Luna im Finale um den zweiten Qualiplatz – megaspannend. Wie ist die Auslosung zur 5. Runde in der u12? Wie steht es bei den starken Mädels von Makkabi? Ich sollte Lifebretter einführen.
Die Versammlung ist zu Ende. Noch ein paar Gespräche hier und da: Die DSJ hat einen Stand beim Turnfest in den Pfingstferien und sucht Helfer, v.a. aus Berlin. Interessenten unter denen, die nicht nach Willingen fahren? Es winkt ein Gratiseintritt zum Jugendevent der Deutschen Sportjugend.
Dann geht es Richtung Bahnhof. Der Zug kommt in 45 min. Zeit also um dahin zu gehen, wo man als Diplomchemiker in Gießen gewesen sein sollte: Das Justus-von-Liebig-Museum. Leider bleiben nur 45 min und ich hetze durch, aber trotzdem ist es toll an der Wirkungsstätte eines großen Deutschen Chemikers (Dünger, Brühwürfel, Isomeriebegriff, Elementaranalyse) zu stehen. Sassi muss mit, die arme, aber es ist dort auch für sie interessant. Lustig: Hier stehen sie im Museum, in Freiberg habe ich mit diesen Geräten gearbeitet. Jaja, an der Bergakademie ist die Ausbildung noch grundständig.
Die Heimfahrt verläuft unspektakulär und ich komme endlich mal zum Lesen und plane den Chemieexperimentalkurs für meine Sek I. Im Zug erreicht mich die Info: 4 mal 3,5 Punkte in der u12. Ein 4er-Stichkampf. Ratzupaltuff. Na wieso leicht, wenns auch kompliziert geht. Das machen die doch mit Absicht. Umstieg in Hannover. Der Anschlusszug hat 10 min Verspätung und wir schaffen es so Mittag zu kaufen. In Berlin geht es direkt nach Oberschöneweide. Ich komme viertel acht an und rechtzeitig zur Siegerehrung der u14. Man haben die lange gespielt. Freude: Tami ist dritte, aber: Stichkampf zwischen Luise und Amina. Och menno. Micha hilft mir wie so oft beim Abtransport und wird zum Ausgleich zur Straßenbahn gefahren. Ich suche einen Parkplatz in Friedrichshain und finde keinen. Danach müssen Abrechnungen geschrieben werden, Fotos, Ranglisten, etc. zur BJEMw müssen reingestellt werden. Weitere Anmeldungen für die Familienmeisterschaft, sehr schön, weiter so. Gegen 2 geht es ins Bett. Gottseidank ist morgen Schule.
Denn wo kann man sich besser von diesem Wochenende erholen als bei einer Lateinstunde in der besten 7. Klasse wo gibt.