Im dritten Spiel unserer Moskau-Reise gingen wir erneut sang- und klanglos unter. Doch der Reihe nach.
Vormittags ging ein Teil unserer Gruppe ins Schwimmbad, während die anderen ausschlafen konnten. Schließlich wollte man gut erholt ins letzte Spiel gehen. Dieses fand erneut im „Palast des Jugendschaffens“ statt und diesmal ging es gegen die Schachschule „Yunost Moskvy“. Wie sonst auch waren die Gegner an allen Brettern um 200 bis 300 Elo-Punkte besser aufgestellt. Diese Zahlen waren diesmal anscheinend realistischer, wie man am Ergebnis sehen kann:
Robert konnte in einem Damenendspiel zunächst ein paar Bauern abgrasen; nach dem Damentausch hatte er dann ein gewonnenes Bauernendspiel auf dem Brett, das er nicht mehr hergab. Marko hatte ebenfalls ein gewonnenes Endspiel mit einem Mehrbauern, das er aber unglücklich in ein totremisliches Turmendspiel abwickelte. Jan Paul bekam es mit dem russischen Vizemeister u14 zu tun; Margarita mit der Europameisterin u16.
An allen Brettern waren wir klar unterlegen, weswegen 1,5 Punkte schon ein sehr guter Erfolg waren. Elisa hatte leider erneut eine gewonnene Stellung und bessere Zeit, die sie aber wieder nicht verwerten konnte.
In der zweiten Runde kam es noch härter:
Leonid hat Remis gespielt, „weil ich ein Dusselkopf bin“ (Zitat: Leonid Sawlin). In Zeitnot wandelte er eine gewonnene Stellung in eine remisliche um. Damit sicherte er aber den halben Ehrenpunkt für die Berliner Delegation. In der dritten Runde sind wir nach allen Regeln der Kunst zusammen geschoben worden. Nach Aussagen von Spielern und schachkundigen Betreuern waren unsere Gegner nicht besser oder schlechter als die bisherigen. Aber den Spielern sind die Strapazen der letzten Tage anzumerken und sie schlagen sich in den Ergebnissen nieder. Dass die Gegner fast immer besser aufgestellt waren und teilweise mit russischen und Europameistern ihre Aufwartung machten,
erleichterte das Spiel nicht gerade.
Nach dem Spiel spazierten wir noch etwas durch die nahe gelegenen Sperlingsberge (Vorobjovy Gory-Park) um noch etwas vom herbstlich geschmückten Moskau mitzubekommen. Richard zeigte sich vollauf begeistert von der Ausstellung der im Park vertretenen Bäume. Vor dem Abendessen dankten wir noch mit kleinen Geschenken Helga für ihre fürsorgliche Betreuung unserer Gruppe und Frau Joiko, weil sie diese ganze Reise erst möglich gemacht hatte.

Der Abend ist wieder frei zur Verfügung und wir fangen an unsere Sachen zu packen. Leonid verlässt uns leider heute Abend schon mit dem Nachtzug. Morgen nach dem Mittagessen um 12 Uhr geht es zum Flughafen.
Die Woche war für alle Teilnehmer ein besonderes Erlebnis. Wir haben viel gesehen und erfahren und kommen reich mit Erinnerungen wieder nach Hause. Dies ist mein letzter Bericht, da morgen sicher kaum interessante Dinge zu schreiben sind. In Kürze wird Helmut an alle Teilnehmer einen Abschlussbericht schicken.

Hier noch die Gesamtrangliste nach 6 Spielen mit ein bisschen Zahlendreherei:
Gesamtsieger der Delegation ist Richard mit 3 erspielten Punkten. Dahinter folgen mit je 2,5 Punkten Leonid, Marko und Hanna. Dabei mussten Richard und Marko die wenigstens Niederlagen einstecken.
Vom gegnerischen Elo-Schnitt her entspricht die Reihenfolge unserer Aufstellung. Während Jan Paul mit 2270 die stärksten Brocken zu verarbeiten hatte, besaßen Fabis Gegner immerhin noch durchschnittlich eine 1850. Auch bei den Mädchen musste Margarita gegen 2000er ran, während Hanna „nur“ 1750er vorgesetzt bekam. In der letzten Spalte wurde die Differenz aus der durchschnittlichen gegnerischen Elo und der Elos der Spieler gebildet. Marko und Richard hatten demnach in Bezug auf ihre eigene Elo die „schwächsten“ Gegner mit „nur“ rund 100 Punkten mehr. Die stärksten Gegner hatte in diesem Vergleich Hanna, deren Gegner ca. 450 Elopunkte höher eingestuft waren. Ihre 2,5 Punkte sind daher umso erfreulicher. Dem in Nichts nach steht Leonid, dessen Gegner 300 Punkte besser waren und der an Brett 2 mit 2,5 Punkten sehr gute Resultate erzielte. Aber auch für alle anderen Spieler gilt, dass wir immer von der Zahl her im Nachteil waren – aber was sagen Zahlen schon aus… Niemand braucht sich hier über Niederlagen zu ärgern. Margarita ist über ihre null Punkte etwas traurig, hatte es aber grundsätzlich mit Spitzenspielerinnen zu tun, darunter die Europameisterinnen u14 und u16.
Alle Spieler saßen zu jeder Partie konzentriert am Brett und nicht nur durch die gleichen T-Shirts war das Auftreten der Mannschaft zu jedem Wettkampf einheitlich und geschlossen. Im Laufe der Woche wuchs die Gruppe immer fester zusammen. Nach weggeschmissenen Partien wurde immer getröstet, ermutigt und zusammen analysiert. Wenn man bedenkt, dass die Spieler aus verschiedenen Vereinen kommen und sich vor dieser Woche teilweise nicht kannten, ist der Zusammenhalt in der Gruppe für jede BJMM-Mannschaft wünschenswert.
Wir stehen bereits mit den Eishockies und den Tischtennies für ein Nachtreffen in Kontakt. Außerdem hoffen wir auf eine erneute Auflage dieser Moskau-Woche in ein oder zwei Jahren, dann mit einem hoffentlich stärkeren Team und besserer Vorbereitung. Von Seiten der Vertreter des Berliner Senats sickerten bereits positive Signale durch. Im Falle einer Neuauflage werden sicher viele der 14 Teilnehmer wieder dabei sein.
Wir hoffen unsere Berichte waren einigermaßen verständlich. Leider kann man in so einem Bericht nicht alle Fotos unterbringen und nicht alle Eindrücken beschreiben, da auch viele Dinge nicht aufschreibbar sind. Allen Interessierten sei gesagt, dass sämtliche Geschichten sicher erzählt werden. Außerdem wird wohl eine Foto-CD für alle Teilnehmer erstellt werden.
Hier kommen also die letzten Grüße aus Moskau, bis wir morgen alle Verwandten und Freunde wieder sehen können. Es verabschiedet sich aus Moskau: die Schachjugend in Berlin. Do svidanija Maskva.